Praxistag mit Alterssimulationsanzug im KBG

Praxistag mit Alterssimulationsanzug im KBG

Die eigene Perspektive auf altersbedingte Einschränkungen schärfen

Im Rahmen eines in der letzten Februarwoche im Kirchlichen Bildungszentrum für Gesundheitsberufe (KBG GmbH) durchgeführten Praxistages hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, sich in praktischen Übungen in die Lage älterer Menschen zu versetzen und typische altersbedingte körperliche Einschränkungen zu simulieren und für sich selbst erlebbar zu machen.

Herr Traut (Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben) hat vier Kursen mit je etwa 20 Teilnehmer*innen einen Alterssimulationsanzug vorgeführt. Dieser besteht aus einem Satz unterschiedlicher Kompo­nenten. Durch das Zusammen­wirken kann ein Effekt erzielt werden, welcher den Einschrän­kungen der senso­motorischen Fähig­keiten im Alter sehr nahe kommt.

  • Überschuhe mit einer zusätz­lichen weicheren Sohle vermitteln ein schwam­miges Gefühl und vermindern die Empfindungs­fähig­keit bei Boden­kontakt. Hierdurch wird das Gefühl erzeugt, auf wackeligen Beinen zu stehen
  • Gewichte an Waden, Handgelenken und Schultern, um Einschränkungen der Körperbeweglichkeit erlebbar zu machen
  • Kniebandagen, die eine Erschwernis der Kniebeweglichkeit bewirken
  • Halskrause,  die die Beweglichkeit von Hals, Kopf und Nacken erschwert
  • 25-Kilo-Weste, die ein erhöhtes Körpergewicht simuliert
  • Gehör­schutz-Kopfhörer mit Tinnitus-Simulator, der die Alters­schwer­hörigkeit realistisch darstellt
  • Simulations­brillen, welche die Einschränken durch typische Augen­erkrankungen im Alter erlebbar machen
  • Tremor-Simulator, der durch elektrische Ströme das meist im hohen Alter verstärkt auf­tretende Zittern oder Einschränkungen des Greifvermögens erlebbar macht

Um der Kurseinheit einen gewissen Wettbewerbscharakter zu geben, wurden alle Teilnehmer*innen einmal komplett mit den Komponenten des Alterssimulationsanzugs eingekleidet und durften einen Parcours treppauf treppab durch das Bildungszentrum absolvieren – inklusive diverser Erschwernisse wie einer Rollstuhlfahrt, dem Aufschließen einer Tür oder dem eigenverantwortlichen Legen in ein Pflegebett. Von jedem Durchgang wurde die Zeit gestoppt und ein Video gedreht. Eine prima Teambuilding-Maßnahme, bei der viel gelacht wurde und bei der angesichts vieler individueller Erfahrungen ganz neue Erkenntnisse vermittelt werden konnten, wie es mit einer PowerPoint-Präsentation oder einem theoretischen Fachbuch in dieser Intensität nicht möglich wäre.

Mirko Hodacki, begleitende Lehrkraft bei diesem Kursangebot, fasste zusammen: „Eine solche Erfahrung bietet jeder und jedem Einzelnen die Möglichkeit, sich in die Situation eines älteren Menschen zu versetzen und dadurch vielleicht die eigene Perspektive zu schärfen. Es geht darum, zu erfahren, wie sich ein alter Mensch mit seinen körperlichen Einschränkungen fühlt und soll dazu beitragen, im praktischen Umgang ein gewisses Maß an Geduld und Rücksicht aufzubringen. Die Auszubildenden empfinden diesen Kurs durchaus als ein Highlight ihrer Ausbildung und werden hierzu eine Facharbeit schreiben. Für die Klassengemeinschaft war dies nicht zuletzt auch deshalb eine schöne Sache, weil man sich über längere Zeit nicht persönlich sehen konnte, da der Unterricht in den Wintermonaten per ZOOM-Konferenz stattfinden musste."

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